Auch sie selbst musste sich schon von klein auf im „Überleben“ üben, damals, als sie mit ihren drei Schwestern in der verschimmelten, kalten Substandardwohnung den Schlägen der Mutter ausgeliefert war. Später, als ihre eigene Ehe geschieden wurde. Und jetzt, wo sie ihre eigenen vier Wände krankheitsbedingt kaum noch verlassen kann.
Bewundernswerter Optimismus
Doch wer denkt, das Leben habe die ehemalige Magistratsbedienstete bitter gemacht, irrt. Ein Blick in ihre kleine Wohnung in Wien Meidling verrät, was ihr Kraft gibt: „Humor – oder oft vielmehr: Galgenhumor“, wie sie sagt. Auf Schildern lässt sie ihre Besucher wissen: „Fehler mache ich nur, damit niemand merkt, dass ich perfekt bin“, oder: „Wenn ich gewusst hätte, wie das Leben später wird, wäre ich im Sandkasten sitzen geblieben.“ Am Knauf der Glasvitrine mit der Sammlung antiker Porzellanpuppen, hängt ein Bild von George Clooney: „Mir gefällt einfach sein Gesicht.“ Sich auf die schönen Dinge des Lebens zu konzentrieren, ist auch ein tapferer Weg, um Widrigkeiten zu trotzen.
Aber noch eine Eigenschaft besitzt die Wiener mit dem spitzbübischen Kurzhaarschnitt neben Humor und Kreativität im Übermaß – nämlich Mitgefühl mit notleidenden Kindern: „Ich weiß, wie das ist, deshalb möchte ich ihnen helfen.“. Eigene Kinder wollte sie nicht, dafür engagierte sie sich im Ruhestand jahrelang bei einem Verein als „Notfallmama“, sprang etwa ein, wenn ein Kind krank wurde und die Eltern arbeiten mussten.
Kindern Geborgenheit schenken
Weil Haider bescheiden gelebt und ihr Erspartes auf Rat ihres damaligen Partners in günstigen Wohnobjekten angelegt hat, konnte sie sich im Laufe der Zeit einige Immobilien erwirtschaften. Zwei Wohnungen hat sie bereits dem SOS Kinderdorf geschenkt. Vor einigen Jahren hat die ehemalige Beamtin mit notarieller Hilfe ihr Testament gemacht und SOS Kinderdorf als Alleinerben eingesetzt – für die kleinen Überlebenskünstlerinnen der Zukunft.